PIAAC muss eine Wende in der Bildungspolitik bedeuten
11.12.2024 | VÖV
Fast ein Drittel der Erwachsenen (29%) in Österreich hat beim Lesen gravierende Probleme im Alltag. Das bedeutet im Vergleich zur letzten PIAAC-Studie einen Anstieg um 700.000 Personen. Die absolute Mehrheit der Betroffenen ist in Österreich geboren bzw. spricht Deutsch als Erstsprache. Im OECD-Vergleich befinden wir uns hier inzwischen abgeschlagen auf Platz 20 bzw. unter dem Durchschnitt. Ein Grund dafür liegt in einem noch immer stark selektiven Bildungssystem, das dazu tendiert Menschen früh abzuhängen. Ebenso spielt aber auch eine politische Haltung zum lebenslangen Lernen eine Rolle, die viel zu stark auf spezifische berufliche Qualifikationen fokussiert. Wir brauchen ein inklusiveres Bildungssystem, mit einem viel breiteren politischen Engagement für lebenslanges Lernen im Bereich der persönlichen Interessen und Alltagskompetenzen. Das ist die Grundlage für den Bildungserfolg der nordischen Staaten. Wir brauchen sofort ein Sonderprogramm im Bereich Grundbildung - "Level Up" (Förderprogramm für Grundbildung) muss in den Regelbetrieb österreichischer Bildungspolitik aufgenommen werden und darf keinesfalls mehr in der Projektfinanzierung verharren. Mindestens 1% des Bildungsbudgets für die Erwachsenenbildung wären ein erster Schritt um die dringensten Maßnahmen zu finanzieren. (Bild: John Evers, VÖV und Beate Gfrerer, VHS Kärnten im Gespräch mit der APA zum Thema PIAAC-Ergebnisse in Klagenfurt).